FUTURIZATION: Aufbruch in die Zukunft

Wie Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit sichern

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Autor: Dr. Bernhard Braunmüller, Partner bei WAVESTONE

Aktuell erleben wir, dass sich ganze Branchen fundamental verändern: Innovationszyklen werden immer kürzer, Geschäftsmodelle und ganze Industrien müssen immer schneller immer höhere (Kunden-)­Anforderungen erfüllen. Und laufen hier in einen Zielkonflikt: Denn alles in der gleichen Intensität umzusetzen, ist schlicht unmöglich. Doch es gibt eine Lösung.

Wer sich die Erfolgsgeschichten von Playern wie Tesla oder Airbnb anschaut, die die traditionell Großen ihrer jeweiligen Branchen an vielen Stellen zum Schwitzen gebracht haben, der sieht Disruption und tiefgreifende Konsequenzen. Die Gründe dafür sind auf vielen Feldern gleichzeitig zu finden – darunter Megatrends wie digitale Innovationen und die schier unendlichen Möglichkeiten, die große Datenmengen mit sich bringen. Bei den Kundenanforderungen sind geradezu tektonische Verschiebungen zu beobachten. Diese sind für Unternehmen zunehmend schwerer zu bedienen, um anspruchsvolle, verstärkt wechselwillige Kunden weiterhin zufriedenstellend bedienen zu können. Gleichzeitig bestimmen Aspekte wie Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und gesellschaftliche Verantwortung mehr und mehr das unternehmerische Handeln. Doch die Krux dabei ist, dass nicht alles mit der gleichen Intensität umgesetzt werden kann, sondern teilweise diametral zueinandersteht. Weil das zu Zielkonflikten führt, müssen Unternehmen strategische Prioritäten setzen.

Wie also damit umgehen? Ganz klar: Wir alle müssen mutiger werden – und nicht nur Zeit in die Optimierung der Gegenwart investieren, sondern uns vor allem deutlich intensiver mit der Zukunft beschäftigen als bisher. Denn die kommt schneller und massiver, als uns das in unserem Arbeitsalltag oftmals bewusst ist. Unternehmen sind daher gut beraten, sich viel intensiver mit ihrer Zukunftsfähigkeit auseinanderzusetzen und noch genauer zu definieren, welche Schwerpunkte sie sich zum Erreichen ihrer Unternehmensziele setzen müssen.

Fünf Dimensionen sichern die Zukunftsfähigkeit

Um Unternehmen dafür geeignete Instrumente an die Hand zu geben, haben wir fünf zentrale Dimensionen herausgearbeitet. Wer anhand dieser Leitplanken seine Schwerpunkte und Ziele kompromisslos in den Blick nimmt, bleibt zukunftsfähig und resilient. Unsere Erfahrung zeigt, dass sich erfolgreiche Unternehmen bereits konsequent mit diesen Kerndisziplinen beschäftigen.

Radically Customer-Centric

Radikal kundenzentriert handeln und alle Geschäftsaktivitäten am Kunden ausrichten. Nur so können Unternehmen außergewöhnliche Erlebnisse schaffen und langfristige Kundenbindung erreichen.

Radically Sustainable

Wer konsequent nachhaltig handelt und Verantwortung übernimmt, wird die Zufriedenheit der Kunden  und Mitarbeitenden steigern und geschäftskritische regulatorische Anforderungen erfüllen.

Radically Adaptive

In Zukunft ist es für Unternehmen relevanter denn je, flexibel und nachhaltig auf Veränderungen zu reagieren. Eine radikal anpassungsfähige Organisation fördert langfristig die Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit.

Radically Efficient

Langfristig haben die Unternehmen einen strategischen Vorteil, die Produkte und Dienstleistungen durch konsequent optimierte betriebliche Effizienz kostengünstiger und schneller am Markt anbieten.

Radically Data-Driven

Um langfristig am Markt bestehen zu können, müssen Unternehmen vorhandene Daten intelligent verwerten und alle Geschäftsbereiche konsequent auf die Datennutzung ausrichten.

„Unser neuer Imperativ: Denke täglich über die Zukunft nach und entscheide, was du als nächstes tun musst!“

Dr. Bernhard Braunmüller

Dennoch: Bei diesem Prozess wird schnell sichtbar, dass nicht alle fünf Kerndisziplinen mit gleicher Intensität umgesetzt werden können. Deshalb ist es essenziell, dass Unternehmen sie entlang ihrer individuellen Werte und Ziele pointiert anwenden.

Konkret bedeutet das: In Zukunft ist eine ganz neue Dimension der Kundenzentriertheit notwendig. Jede Firma sollte sich an den Wünschen ihrer Kunden ausrichten, und zwar viel konsequenter, als die meisten Unternehmen das heute schon tun. Nur wer tief in das „World of Me“-Denken seiner Kunden eintaucht und idealerweise sogar vorhersieht, was morgen und übermorgen wichtig ist, kann noch rechtzeitig handeln – und etwa der zunehmenden Wechselbereitschaft vorbeugen. Gleichzeitig sind Unternehmen aufgrund des stetig zunehmenden globalen Wettbewerbs noch mehr gezwungen, möglichst effizient zu wirtschaften. Das wiederum führt schnell in einen Zielkonflikt.

Beispielweise ist die Kundenorientierung eines traditionellen Luxushotels enorm ausgeprägt. Das entspricht den Anforderungen der anspruchsvollen Kunden, geht aber schnell auf Kosten der Effizienz. Eine hochgradig effiziente Abwicklung der Gäste an der Rezeption wäre hier undenkbar, während eine Budget-Hotelkette genau das als Asset einsetzen kann. Große Online-Händler wie Amazon sind oftmals ebenfalls stark, was individuelle Kundenzentriertheit betrifft – beispielsweise im Bereich der Produktempfehlung. Möglich wird dies vor allem durch ihre ausgeprägten Fähigkeiten im Bereich Daten.

Deutsche Bahn liegt bei Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit vorne

Für mehr Nachhaltigkeit: Die Deutsche Bahn bringt Personen- und Güterverkehr von der Straße auf die Schiene.

Für mehr Nachhaltigkeit: Die Deutsche Bahn bringt Personen- und Güterverkehr von der Straße auf die Schiene.

Dafür erleben sie im Bereich Nachhaltigkeit von Umweltschutzorganisationen deutlich mehr Druck. Hier liegt wiederum die Deutsche Bahn weit vorne, die sich mit ihrer Starken Schiene-Strategie dafür einsetzt, möglichst viel Personen- und Güterverkehr auf die umweltfreundliche Schiene zu verlagern. Und auch die Bahn setzt Daten immer mehr zur Effizienzsteigerung ein, zum Beispiel beim Komfort-Check-in oder der intelligenten Kapazitätsplanung des Schienennetzes. Bleibt die Dimension der Anpassungsfähigkeit. Um sie zu sichern, sollte sich jedes Unternehmen regelmäßig einem Selbst-Monitoring unterziehen: Wie anpassungsfähig sind wir? Und wie kurzfristig können wir Prozesse adaptieren, um in einem der vier Bereiche schnelle Veränderungen zu erreichen? Gerade an dieser Stelle haben es große „physische“ Unternehmen wie die Deutsche Bahn naturgemäß schwer – gerade im Vergleich zu Unternehmen mit einem weitestgehend digitalen Geschäftsmodell.

„Eine allgemeingültige Lösung für die Integration der fünf Dimensionen gibt es nicht. Es ist und bleibt hochgradig individuell – und genau da liegen die Chancen.“

Wo liegt Ihr Zukunftspotenzial?

Die fünf Dimensionen sind ein gutes Mittel, um Zukunftsstrategien zu entwickeln und diese direkt in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Das kann auch bedeuten, sich von liebgewonnenen, bisher hochgehaltenen Idealen verabschieden zu müssen. Der Weg in die eigene Zukunftsfähigkeit ist ein intensiver und zuweilen radikaler Prozess. Wissen Sie schon, wo Ihr Potenzial liegt? Dann lassen Sie es uns angehen und Ihre Zukunftsfähigkeit mit Leben füllen!

Autor

Dr. Bernhard Braunmüller

Partner bei WAVESTONE

Dr. Bernhard Braunmüller hat Informatik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und später seinen Master of Business Administration an der Warwick University (UK) absolviert. Vor seinem Wechsel zu WAVESTONE war Braunmüller viele Jahre in den Bereichen Strategie-, Organisations- und Prozessberatung sowie IT-Systemintegration bei verschiedenen Beratungshäusern tätig sowie Chief Strategy Officer und Global COO in einem internationalen High-Tech-Unternehmen. Neben seinen Beratungsschwerpunkten aus den Bereichen Strategie, Transformation und Digitalisierung interessiert sich Braunmüller für Themen wie Applied Psychology und Behavioral Economics.

Digitale Transformation Change Management
Dr. Bernhard Braunmüller

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