Compliance im Profifußball: Der FC St. Pauli von 1910 e. V. nimmt eine Vorreiterrolle ein
Compliance im Profifußball: Der FC St. Pauli von 1910 e. V. nimmt eine Vorreiterrolle ein
Compliance im Profifußball: Der FC St. Pauli von 1910 e. V. nimmt eine Vorreiterrolle ein
Compliance Management wird im deutschen Profifußball zunehmend gefordert. So hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) Ende 2021 etwa einen Grundsatzbeschluss zum Thema Nachhaltigkeit im deutschen Profifußball gefasst. Dennoch sind Compliance-Verstöße von Fußballfunktionären in den vergangenen Jahren immer wieder bekannt geworden. Panama Papers und Football Leaks informierten die Öffentlichkeit zudem über ominöse Steuergestaltungen im Umfeld von Spielern und Spielerberatern. So kritisierte die EU-Kommission, dass undurchsichtige Geldströme bei Transfers und Beraterhonorare in fragwürdiger Höhe ein Umfeld schaffen, das Geldwäsche begünstigt. Die Justizministerkonferenz der Länder bestrebt, die gesetzlichen Regelungen zur Bekämpfung von Geldwäsche auf den Profifußball auszuweiten. Einige Vereine gehen hier offensiv voran und setzen auf ein wirksames Compliance Management System (CMS).
So kündigte der FC St. Pauli von 1910 e. V. im November 2022 den Aufbau eines CMS an. Zielsetzung sei es, den vielfältigen Tätigkeitsfeldern einen professionellen und den Compliance-Anforderungen entsprechenden organisatorischen Rahmen zu geben und Transparenz zu schaffen. Nachdem der FC St. Pauli seit Anfang Juli 2023 ein Hinweisgebersystem für seine Mitarbeitenden eingerichtet hat, stellt der Verein dieses Portal nun auch Fans, Kunden oder Lieferanten zur Verfügung.
Mit Inkrafttreten des neuen Hinweisgeberschutzgesetzes müssen Behörden und Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden sowie Unternehmen wie z. B. Börsenträger, Kredit- und Wertpapierinstitute, Kapitalverwaltungsgesellschaften und Versicherungsunternehmen unabhängig von der Anzahl der Mitarbeitenden ein eigenes Hinweisgebersystem einrichten. Für bestimmte Unternehmen gilt eine sogenannte Schonfrist: Ab dem 17. Dezember 2023 muss jedes Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden ein Meldesystem einrichten.
Dass sich der FC St. Pauli von 1910 e. V. mit seinen rund 350 Mitarbeitenden freiwillig einem Compliance Management System unterwirft, erscheint bemerkenswert – gerade im Profifußball, wo es häufig um mangelnde Transparenz von Finanzströmen geht. Die Umsetzung des Hinweisgeberschutzgesetzes ist hier ein wichtiger Baustein für das Ziel der Schaffung von Transparenz. Ein wirksames und von außen geprüftes Compliance Management System und Transparenz in den Finanzströmen können hier ein Alleinstellungsmerkmal mit erheblichem Mehrwert darstellen – sowohl für den reputationsbedingten Wert der Lizenzen als auch beim Verkauf oder der Verpfändung von Forderungen des Clubs an die finanzierenden Banken.