Versicherer treiben nachhaltige Entwicklung voran: EU-Taxonomie und Klimaanpassung im Fokus
Versicherer treiben nachhaltige Entwicklung voran: EU-Taxonomie und Klimaanpassung im Fokus
Die Auswirkungen des Klimawandels werden weltweit immer deutlicher. Laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA, 2023) fehlen jedoch erhebliche Investitionen in Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. Insbesondere in Europa besteht derzeit eine Investitionslücke zwischen 187 und 359 Milliarden US-Dollar in klimafreundliche Infrastrukturen und widerstandsfähige Systeme (United Nations Environment Programme, 2024), die dringend geschlossen werden muss, um zukünftige Risiken zu minimieren. Aktuelle Studien zeigen, dass die wirtschaftlichen Verluste durch den Klimawandel auf bis zu 38 Billionen US-Dollar pro Jahr ansteigen könnten, verbunden mit einem durchschnittlichen Einkommensverlust von 19 % weltweit (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 2023). Gleichzeitig wird betont, dass Investitionen in Anpassungsmaßnahmen eine kostengünstigere Alternative zur Bewältigung von Klimafolgeschäden darstellen.
Versicherer sind in einer einzigartigen Position, um hierzu einen wichtigen Beitrag zu leisten. Aufgrund ihrer hohen Expertise im Risikomanagement und ihrer umfangreichen Schadensdatenbanken verfügen sie über wertvolle Informationen, die für die Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen effektiv genutzt werden können. Diese Daten bieten Einblicke in regionale und sektorale Risiken und helfen, Investitionen gezielt in widerstandsfähige Infrastrukturen zu lenken. Insbesondere Investitionen in präventive Maßnahmen wie Hochwasserschutz oder hitzeresistente Gebäude reduzieren Risiken und tragen gleichzeitig zur Nachhaltigkeit bei.
Die EU-Taxonomie schafft Transparenz über den Nachhaltigkeitsgrad der Geschäftstätigkeit und der Kapitalanlagen eines Versicherers und veranschaulicht unter anderem deren Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel. Die EU-Taxonomie-Verordnung verlangt von Versicherungsunternehmen zwei zentrale Kennzahlen zu veröffentlichen: den taxonomiekonformen Anteil am Prämienvolumen und den taxonomiekonformen Anteil an den Gesamtinvestitionen. Der taxonomiekonformen Anteil des Prämienvolumens gibt an, welcher Anteil der Bruttoprämien eines Versicherers aus Policen stammt, die nachhaltige Aktivitäten nach den Kriterien der EU-Taxonomie abdecken.
Die nachstehende Abbildung zeigt die verschiedenen Mindestanforderungen der Taxonomie-Verordnung, die von taxonomiekonformen Versicherungsprodukten erfüllt werden müssen.

Durch gezielte Maßnahmen können Versicherer die Quote ihrer taxonomiekonformen Versicherungsprodukte steigern und gleichzeitig Investitionen in Anpassungen an den Klimawandel fördern. Die EU-Taxonomiekonformität kann durch die Umsetzung spezifischer strategischer und operativer Ansätze erreicht werden:
Beispielhafte Maßnahmen zur Produktgestaltung sind:
- Bepreisung von Klimarisiken: Einführung risikobasierter Prämienanreize für den Schutz vor Klimarisiken. Zum Beispiel könnten reduzierte Prämien für Gebäude angeboten werden, die nachweislich klimafreundlich und resilient gebaut wurden (z. B. nach LEED- oder BREEAM-Standards).
- Präventionsanreize: Prämienreduktionen für Maßnahmen, die physische Klimarisiken mindern, wie u. a. der Einbau von Hochwasserschutzsystemen.
- Innovative Versicherungslösungen: Entwicklung neuer Produkte, die Risikoübertragungen für klimabezogene Schäden ermöglichen, wie z. B. Versicherungen gegen Betriebsunterbrechungen durch Naturkatastrophen.
Die Kombination aus erhöhter Taxonomiekonformität und der aktiven Unterstützung von Klimaanpassungsmaßnahmen schafft nicht nur regulatorische Vorteile, sondern positioniert Versicherer auch als Vorreiter einer nachhaltigen Transformation. Diese strategische Ausrichtung ist nicht nur ein Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise, sondern auch ein Weg, langfristige Wettbewerbsvorteile zu sichern.
